Paul-Gerhard Müller

Paul-Gerhard Müller

* 29.06.1940
† 30.09.2016
Erstellt von Trierischer Volksfreund
Angelegt am 17.10.2016
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Neueste Einträge (11)

Gedenkkerze

Benedikt Maria Trappen

Entzündet am 21.10.2016 um 15:33 Uhr

Johann Sebastian Bach BWV 244 Nr. 47

Gedenkkerze

Benedikt Maria Trappen

Entzündet am 21.10.2016 um 08:19 Uhr

Johann Sebastian Bach BWV 668

Kondolenz

Moon over bourbon street

21.10.2016 um 07:57 Uhr von Benedikt Maria Trappen
There's a moon over bourbon street tonight
I see faces as they pass beneath the pale lamplight
I've no choice but to follow that call
The bright lights the people and the moon and all
I pray everyday to be strong
For I know what I do must be wrong
Oh you'll never see my shade or hear the sound of my feet
While there's a moon over bourbon street
It was many years ago that I became what I am
I was trapped in this life like an innocent lamb
Now I can never show my face at noon
And you'll only see me walking by the light of the moon
The brim of my hat hides the eye of a beast
I've the face of a sinner but the hands of a priest
Oh you'll never see my shade or hear the sound of my feet
While there's a moon over bourbon street
She walks everyday through the streets of New Orleans
She's innocent and young from a family of means
I have stood many times outside her window at night
To struggle with my instinct in the pale moonlight
How could I be this way when I pray to god above
I must love what I destroy and destroy the thing I love
Oh you'll never see my shade or hear the sound of my feet
While there's a moon over bourbon street
(Gordon Summer/ STING)

Gedenkkerze

Benedikt Maria Trappen

Entzündet am 21.10.2016 um 07:39 Uhr

Himmel und Hölle sind nichts anderes als die Folgen unserer Taten, der unfehlbare Anblick unseres Lebens im Licht der Weisheit und Mitgefühls. Shine on you crazy diamond...

Kondolenz

Der Neffe

21.10.2016 um 07:04 Uhr von Benedikt Maria Trappen

Der Neffe

Es gibt Kinder, deren bescheidenes Glück einzig darin besteht, einen Onkel zu haben. So ein Onkel, immer etwas jünger und einer besseren Generation angehörend als Großeltern und Eltern, bedeutet ein Stück Freiheit, freilich dort, wo eine überkommene Moral noch Verbote hinsetzt. Überhaupt ist jede neue Moral besser als die alte, und der Wert eines Onkels damit unermesslich. Selbst, wenn es nur verboten wäre barfuß zu laufen: ein warmer Sonntag und der Onkel selbst zieht die Schuhe aus. Und so wird jeder Tag im Leben eines Kindes zum Festtag, wenn nur der Onkel kommt, es aus den Schranken des Alltags hebt und an der Hand nimmt. Das alles unterliegt einer Heimlichkeit, die sichtbar wird in den Blicken, die Onkel und Kind sich verstohlen zuwerfen in der Anwesenheit der Eltern. Verschwiegenheit ist der Preis dieser Freiheit, den das Kind, mitunter gar nicht leicht, auf sich nimmt. Denn die Freude in Einsamkeit ist es noch nicht gewohnt.

Natürlich hatte auch ich diesen Onkel. Wie lang wurden die Schulstunden, wie bedeutungslos, wenn der Onkel sich für den Nachmittag angekündigt hatte. Der Tag war verzaubert, der Alltag gebrochen. Der Onkel saß in der Küche, die Beine übereinander geschlagen, vor sich ein Glas und erzählte. Doch kaum stürzte ich in die Küche, unterbrach er das Gespräch, setzte mich auf seinen Schoß und war nur noch mein Onkel. Während Mama das Essen zubereitete, fragte er nach der Schule, ob mir das Lernen gefiele und ich erzählte ihm, was damals wichtig war. Während er zuhörte, strich er mir oft über die Haare oder nahm meine Hand, bewegte die Beine auf und nieder, bemerkte das Eine oder Andere und tat, als hätte mein Erzählen den Ernst einer Erwachsenenunterhaltung. Er nickte und lächelte, entkräftete jeden Einwand und gab mir zum ersten Mal das Gefühl meiner Vollkommenheit.

Mein Onkel war nämlich Priester. Darauf war ich stolz. Meinen Freunden erzählte ich, mein Onkel sei Papst. Das stimmte zwar nicht, aber ich war fest davon überzeugt, dass er irgendwann einmal Papst werden müsste. Das steigerte den Wert meines Onkels ungemein. Immerhin spürte ich in seiner Nähe den Heiligen Geist, der mich damals völlig durchdrungen hat. Das ist bei Päpsten ganz normal.

Der Neffe eines Papstes zu sein ist schon ganz gut. Man braucht sich eigentlich nicht mehr zu rechtfertigen. So machte ich an den Tagen, wenn mein Onkel zu Besuch war, natürlich keine Hausaufgaben. Berühmtheiten darf man nie mit Kleinigkeiten langweilen. Am nächsten Tag freilich war es mir zu dumm, das eigens zu erklären. Ich wunderte mich nur über die Unwissenheit meiner Lehrer, wenn sie mich streng anblickten und kopfschüttelnd eine Strafarbeit befahlen. Meistens musste ich aus dem Lesebuch abschreiben, manchmal mehr als vier Seiten. Ich schloss mich in die Toilette ein und überlegte, wie ich die unfreiwillige Arbeit beschleunigen konnte. Ich las die Geschichte immer wieder und fand, dass es nicht auffallen würde, wenn einige Sätze oder Abschnitte fehlten. Es müssten nur die richtigen sein. So ließ ich manchmal ein Viertel der Geschichte einfach weg,  und keiner hat je dieses Fehlen bemerkt. Ich glaube, damals entschieden eine Fähigkeit entwickelt zu haben, die mir später sehr nützlich war. Heute noch ist mir ein Klo der liebste Ort zum Lesen.

Eigentlich verstand ich meine Mutter nicht. Was ein Papst sagt, stimmt immer. Nur Dummköpfe können dem widersprechen. Aber mein Onkel schien so zu denken wie ich und kümmerte sich nicht um die Einwände meiner Mutter. Beim Essen erzählten die Erwachsenen miteinander, aber ich wusste, dass die Aufmerksamkeit meines Onkels mir galt. Mein Onkel spielte einen gebildeten Priester, der tat, als nehme er seinen Neffen ernst, in Wirklichkeit aber der Welt der Erwachsenen angehörte, und ich den kleinen Jungen, der das Spiel seines Onkels ernst nahm und keine Ahnung hatte von der Welt der Erwachsenen. Was wir dadurch gewannen, war das Vertrauen meiner Eltern, das Bedingung war für die Freiheit unserer Verschwörung. Wir waren beide großartige Schauspieler.

Mein Onkel brachte oft Jungen mit, die bei ihm zu Hause die Messe dienten. Dreizehn-, Vierzehnjährige waren das, magere Gestalten mit langen Beinen und viel zu großen Händen. Und wirklich bewegten sie sich wie Diener, andächtig und unbeholfen und hörten auf jedes Wort. Mein Onkel legte ihnen den Arm um die Schulter, wenn er sie vorstellte oder einfach, wenn wir spazieren gingen. Mich nahm er höchstens an der Hand oder setzte mich einem der Jungen auf die Schulter, der mich dann tragen musste. Die Macht meines Onkels beeindruckte mich und stärkte unsere Verschwörung. Oft zog ich meinen Träger an den Haaren, presste  die Knie fest an seinen Nacken, schlug ihm auf den Rücken und verachtete ihn umso mehr, wenn einer dabei lachte. Schließlich war ich der Neffe eines Papstes und unschuldig allem Geringeren gegenüber.

Ich erinnere mich einer einzigen Gelegenheit, die kurz eine Unsicherheit in mir weckte. Mein Onkel hatte beschlossen, selbst eine Messe zu halten, und ich ging mit meinen Eltern in die Kirche. Sonst interessierte mich nie, wer da vorne den Pfarrer spielte, ich hielt sie alle für gleich schlecht. Auf meinen Onkel aber war ich gespannt. Wir setzten uns in die erste Bank, ich lächelte, als mein Onkel die Kirche betrat. Ich stand als letzter auf, mimte ein andächtig ernstes Gesicht, schaute zu Boden und hätte laut lachen können vor Vergnügen. Mich wunderte der Ernst meiner Mutter, aber vielleicht erkannte sie den Onkel nicht in diesem seltsamen Gewand. Ganz allein stand er vor der riesigen Menge, die zu ihm schaute und andächtig lauschte. Seine Bewegungen waren langsam, bedächtig, es sollte aussehen, als fiele ihm alles, was er sagte, gerade erst ein. Und diese Stimme, wenn er sang! Kein Zweifel: Mein Onkel spielte vortrefflich. Dass er nicht zu mir schaute, beunruhigte mich nicht. Lächerliche Bekundungen hatte unser Bund nicht nötig. Trotzdem hatte ich fest damit gerechnet, einen kleinen Wink, ein winziges Zeichen zu erhalten. Nichts. Als er die Kommunion austeilte, schaute er nicht einmal auf, flüsterte die gleichen Worte und legte mir die Hostie in die Hand. Verärgert schaute ich auf, steckte das Blättchen in den Mund und ging, ohne wie die anderen „Amen“ zu sagen, zurück in die Bank. Ein Onkel wäre seinem Neffen die doppelte Menge schuldig gewesen.

Als ich zum ersten Mal ins Theater ging, konnte mich das nicht beeindrucken. Die Handlung war wohl eine andere, als die mir vertraute, aber man musste Geld bezahlen und bekam nichts zu essen. Neu war, dass die Leute nicht mitspielten, jedenfalls nicht so gut wie in der Kirche. Dass sie klatschten, konnte ich überhaupt nicht verstehen, war allerdings der Meinung, das sollte man in das bessere Stück übernehmen. Ich erzählte das meinem Onkel, der aber nie auf solche Dinge einging. Zuhause schrieb ich in mein Textbuch „klatschen“. Von da an interessierte mich das Stück nicht mehr.

Später wurde mein Onkel Professor. Er erzählte mir von der Universität und brachte Studenten mit, die alle sehr ernst und blass waren. Ich hörte zu, wenn er mit ihnen erzählte und glaubte, er schreibe ein neues Textbuch. In der Schule antwortete ich auf Fragen meiner Lehrer mit Sätzen, die ich von solchen Gesprächen in Erinnerung hatte, und man hielt mich für ein aufgewecktes Kind. Vor allem beeindruckte mich die Nächstenliebe, mit der mein Onkel sich am meisten beschäftigte. Abends blieb er nicht mehr bei uns, und unsere Tage wurden immer kürzer. Oft wollte ich mit ihm fahren, aber meine Mutter sagte, es wären schon zu viele, mein Onkel und die Studenten, ich würde sie nur in ihrer Arbeit stören. Manchmal aber nahm mich mein Onkel einfach mit, und es war schön mit vielen in einem Bett zu schlafen.

Irgendwann war mein Onkel einmal allein zu Besuch. Wir fuhren an einen See und mein Onkel bat mich, das Hemd auszuziehen. Er hatte einen Fotoapparat dabei und machte viele Bilder. Dabei durfte ich rauchen, sogar Auto fahren, das machte Spaß. Schließlich lud er mich zum Essen ein, und wir kamen erst spät nach Hause. Ich knipste das Licht in meinem Zimmer an, rauchte und spielte meinem Onkel die Platten vor, die ich besonders mochte. Wir spielten Kämpfen, mein Onkel ließ mich gewinnen und drückte mich sanft aufs Bett, wo ich die Arme von mir streckte und mich ergab. So blieben wir liegen bis meine Mutter kam und sagte, es sei Zeit für mich ins Bett zu gehen. Ich war traurig, denn nie wieder war es mir möglich soviel Kind zu sein und soviel erwachsen, wie ich das bei meinem Onkel konnte. „Schade, dass er keine Kinder haben kann“, dachte ich. Aber schließlich war ich ja da, und Neffen sind immer besser als Kinder.

Mein Onkel kam immer öfter allein. Unsere Verschwörung hatte an Reife gewonnen. Ich durfte, was ich wollte, vor allem rauchen, was mich in meinem Erwachsensein bestärkte. Manchmal redeten wir über Gott, und es wunderte mich nicht, dass mein Onkel von ihm erzählte wie ich von meinem Onkel. Wahrscheinlich hatte er auch mit ihm eine Verschwörung.

Einmal lud er mich ein, in den Ferien ganz zu ihm zu kommen. Meine Eltern waren einverstanden, und wir fuhren ins Haus meiner Großeltern, wo mein Onkel immer noch über zwei Zimmer verfügte, um meine erste große Reise vorzubereiten. Mein Onkel gab mir Cognac zu trinken und ich schüttete zwei Gläser in mich. Ich glaubte zu brennen, ließ mir aber nichts anmerken, weil das unser Spiel zerstört hätte. Ich rauchte und stand irgendwann auf unter dem Vorwand, pinkeln zu müssen. Der Fußboden schwankte, eine säuerliche Flüssigkeit stieg mir in den Mund. Ich hielt mich am Waschbecken fest, spülte den Mund mit Wasser aus und riss mich zusammen. Der Neffe eines Papstes kotzt nicht so leicht.

Als ich zurück kam, hatte mein Onkel das Bett gemacht. Ich zog mich aus und schlüpfte unter die Decke. Mein Onkel saß auf dem Sofa und hörte Musik. Ich schloss die Augen und versuchte zu schlafen, das Bett schwankte nur noch leicht. Dann spürte ich etwas auf meinem Bauch. Es dauerte einige Zeit, bis ich bemerkte, dass mein Onkel neben mir lag. Er beugte sich über mich, legte mir eine Hand auf den Kopf, das auf meinem Bauch musste die andere sein. Ich beschloss, mich schlafend zu stellen und abzuwarten. Schlafende, dachte ich, sind schuldlos. Die Hand auf meinem Bauch bewegte sich. Wahrscheinlich sollte das Streicheln sein. Gleichzeitig strich er mir über die Haare, als Entschuldigung, dachte ich, das macht Mama auch. Ich fühlte die Hand zwischen meinen Beinen tasten, das Säckchen berühren, den kleinen Schwanz, bis beides in ihr verschwunden war. Dann drehte ich mich seufzend zur Seite und entzog mich so jeder Beurteilung. Er will mich prüfen, sagte ich mir, das ist eine Prüfung, die gehört zum Spiel. Aber ich habe Prüfungen noch nie gemocht, und für mich fand diese Prüfung einfach nicht statt. Du bist kein Schwein, dachte ich, du bist Priester. Ich hatte das einfach noch nicht kapiert.

Am nächsten Morgen fuhr ich mit ihm weg. So leicht gibt man seinen Onkel nicht auf. Die Ferien lagen vor mir und ich sagte mir, ich habe die  Prüfung bestanden. Mein Onkel erzählte, wir würden in der Wohnung eines Kollegen wohnen, der sei nicht da. Tagsüber müsse er zwar an die Uni, abends aber könnten wir gemeinsam etwas machen.

Die Wohnung war ein kleines Appartement im sechsten Stock eines Hochhauses. Eigentlich sah sie nicht aus wie die Wohnung eines Kollegen, aber was mein Onkel sagte stimmte. Wir brachten unsere Sachen nach oben und fuhren essen. Während der Fahrt wurde mir klar, dass hier eine andere Freiheit zählt. Nicht mehr die zwischen Eltern und Onkel, die wir uns zuhause geschaffen hatten, sondern allein zwischen meinem Onkel und mir. Freiheit ist nichts, was man einfach so mitnimmt.

Nach dem Essen fuhren wir in unsere Wohnung. Ich spielte den Unwissenden, der an seine Unwissenheit glaubt. Glaube, hatte man mir gesagt, versetzt Berge. Ich hoffte, er würde wenigstens meinen Onkel von mir halten. Er rettete mich nicht.

Eines Abends spürte ich eine Hand auf meinem Kopf, und wenig später zwängte sich mein Onkel zu mir ins Bett. Das kam mir unanständig vor. „Es ist eng“, sagte ich, „willst du nicht wieder in dein Bett gehen?“ Mein Onkel drehte sich zur Seite, drückte mir seine Lippen auf den Mund und antwortete: „Ist das nicht schön?“ Er legte seine Hand auf meinen Bauch und ließ sie ruhig liegen. „Gute Nacht“, sagte ich und drehte mich zur Wand. Aber mein Onkel griff mir zwischen die Beine und flüsterte: „Komm, bleib noch ein wenig. Da ist doch nichts Schlimmes, wenn man seinem Onkel einen Gefallen tut“. „Natürlich nicht“, dachte ich, „schließlich tut man`s ja für den lieben Gott“.“ Mein Onkel fasste mich um die Handgelenke und drückte mich mit dem Rücken aufs Bett. Mit den Knien schob er meine Beine auseinander, legte sich auf mich und presste seinen Schwanz auf meinen Bauch. Während er sich auf mir hin uns her bewegte, hielt er noch immer meine Gelenke umklammert. Ich spürte seinen Mund in meinem Gesicht, der Schwanz auf meinem Bauch wurde hart. Seine Bewegungen wurden immer heftiger, immer wieder stieß er mir diesen Riesenschwanz zwischen die Beine. Sein keuchender Atem schlug mir ins Gesicht. „Du brauchst aber lang“, dachte ich, „bin ich dir etwas nicht gut genug? Die anderen waren besser, wie? Spritz doch, Engelsbock, sonst machst du mir noch mein Säckchen kaputt.“ Ich spürte eine warme klebrige Masse auf dem Bauch und im Gesicht. Aber mein Onkel hörte noch immer nicht auf. „Fein“, dachte ich, „dein heiliger Samen. Werden wir jetzt ein Kind zusammen haben? Oder soll ich ihn aufheben, wie? Zum Wegwischen ist er doch wirklich zu schade.“ Schwer atmend ließ er endlich von mir ab. „Hat’s Spaß gemacht?“, fragte ich nach einer Weile. Er drückte mir seine Lippen ins Gesicht und schwieg. „Ich will schlafen“, sagte ich. „Gleich“, flüsterte mein Onkel, „lass mich erst wieder Atem kriegen.“

Am nächsten Abend sah ich ihn erst wieder. Den ganzen Tag über hatte ich in der Bibliothek der Universität recherchiert und überlegt, wie ich es ihm sagen sollte. Hohe Herren darf man nicht unüberlegt beleidigen, Theologen schon gar nicht. „Schwul“ können die schon nicht mehr verstehen. Ich sagte meinem Onkel also, er sei homophil, worauf er antwortete: „Na und?“. Eine ganze Stunde erzählte er, das sei normal, und dass irgendein Platon schon die Knabenliebe gerühmt hätte. Ich wusste zwar nicht, wer Platon war, dachte aber: „Armer Mann“.  Meinem Onkel erzählte ich, dass mich das weiter auch gar nicht interessiere, er könne seinen Schwanz hinstecken, wohin er wolle. Ich jedenfalls würde nicht länger bleiben. Er bot mir an, eine Nacht zu warten. Am nächsten Morgen würde er wegfahren. Ich könnte bleiben, wenn ich wollte.

Tatsächlich blieb er eine Woche. Als er zurückkam, brachte er meinen Freund mit und eine Frau, die aussah wie eine Giraffe. Ich erzählte meinem Freund, dass der Papst schwul sei, und wir entschieden uns, trotzdem zu bleiben. Tatsächlich ließ er uns ziemlich in Ruhe. Nur manchmal legte er meinem Freund die Hand auf die Schenkel, aber das schien doch absichtslos zu geschehen. Ich schlief mit meinem Freund auf dem Fußboden, mein Onkel mit der Giraffe im Bett. Einmal nachts weckte ich meinen Freund und machte ihn auf das Keuschen aufmerksam, das jede Nacht meinen Schlaf störte. Er nickte und schlief weiter.

Der Giraffe gehörte übrigens die Wohnung. Sie studierte bei meinem Onkel Nächstenliebe. Vielleicht hat mein Onkel ein Kind mit ihr, gewöhnlich sind katholische Priester aber nicht so dumm.

Heute ist mein Onkel immer noch nicht Papst, und eigentlich ist das schade. Er kommt nur noch selten, bringt wieder Jungen mit. „Die fördert er“, sagt meine Mutter. Um mich kümmert er sich schon lange nicht mehr, aber das bedauere ich nicht. Einmal muss man ja erwachsen werden. Schließlich ist man mit seinem Onkel ja nicht verheiratet. 

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