Erna Bardt

Erna Bardt

* 19.03.1939
† 16.04.2022
Erstellt von Karin Thinnes
Angelegt am 23.04.2022
3.100 Besuche

Über den Trauerfall (77)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Erna Bardt, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Singvögel Natur und Heimat

22.05.2024 um 11:05 Uhr

Liebe Mama

eine Meisenfamilie besucht die Futterstelle an meinem Küchenfenster - es ist schön, die Vögel zu beobachten.

Es ist schön, im Gedenkgarten die Blumen wachsen zu sehen.

In diesen Momenten sehe ich das alles wie Du es mit Deinen Augen gesehen hast und erinnere mich an Dein Blumenmeer und die Vögel und Schmetterlinge in Deinem Garten.

Ich sehe Dich abends in Deinem Garten sitzen und den Amseln lauschen.

Den Garten gibt es nicht mehr - Du bist nicht mehr da und das Heimweh ist allgegenwärtig.

Mein Leben ist wie ein unschöner Traum aus dem ich nicht aufwache.

Ich muß noch soviel regeln vor dieser OP und bin wie gelähmt...

Du fehlst mir, die Heimat fehlt mir, ich bin so leer...

In Liebe

Karin

 

Verlust der Heimat

15.05.2024 um 12:20 Uhr

Liebe Mama

Einen alten Baum verpflanzt man nicht.

Mittlerweile verlieren viele alte Menschen ihr Zuhause wenn sie kein Eigenheim besitzen: Eigenbedarfskündigungen  Modernisierungen, die die Mieten unbezahlbar machen - Räumungsklagen durch Hauserben...

Viele dieser Menschen sterben durch den damit verbundenen Stress, können sie sich doch nicht wirklich dagegen wehren -  Richter sind mittlerweile fassungslos über die Herzlosigkeit und Profitgier der heutigen Zeit, müssen sich aber an gesetzliche Vorgaben halten.

Die, die noch die Kraft haben einen Umzug zu stemmen, müssen in den Teil Deutschlands ziehen, wo es ihnen wie mir und Marcel geht, die Mieten sind noch bezahlbar, es stehen keine 100 Leute zur Besichtigung einer Wohnung an.

Dies betrifft mittlerweile auch Menschen mit Renten die nicht gerade niedrig sind.

Erst mal umgezogen, sind sie erleichtert ein Dach über dem Kopf zu haben - das Erwachen erfolgt dann aber sehr schnell...Absolute Fremde - eingewöhnen nicht möglich.

Die Verursacher dieser Situation interessiert das überhaupt nicht!

Auch diese älteren Menschen stehen unter Druck in kürzester Zeit eine Bleibe zu finden um nicht zwangsgeräumt zu werden und damit Erinnerungsstücke und alles woran ihr Herz hing, zu verlieren.

Sie haben aber ihr soziales Umfeld, die Heimat verloren, so ab 60, und dann auch noch alleine schafft man die Umstellung nicht mehr, Heimweh bestimmt das Leben, man wird kraftlos, hoffnungslos und dadurch krank.

Hätten sie mir die nötige Zeit gegeben in Rheinland-Pfalz eine Wohnung zu finden, wäre es anders: Thalfang wäre erreichbar gewesen, ich hätte Dein trauriges Rasengrab besuchen und wenigstens eine Blume ablegen können... Es war mir so wichtig...

Das aber war mit ihren Planungen nicht vereinbar...Sie standen ja so unter Zeitdruck... hatten nur noch Angst, daß es nicht klappt...der Plan mit den Beteiligten scheitern würde wenn ich nicht schnell genug weg wäre...diese Menschen haben trotzdem nicht das geringste Problem damit sich im Spiegel zu betrachten - bei Leuten, so gestrickt, andere als minderwertiger als sich selber anzusehen ist das ja kein Problem...Es rechtfertigt für sie ihr (.....)-Handeln.

Am 29 Mai ist die Vorbesprechung für die riskante OP.

Das Schleppen bei den beiden Zwangsumzügen hat zu Einblutungen in die Halsschlagader geführt, der kaum auszuhaltende Streß dem sie mich ausgesetzt hatten, hat dazu beigetragen daß die Situation jetzt da ist:

Sterben plötzlich und die Schmerzen und Einblutung der Organe bewußt erleben oder eine OP mit ungewissem Ausgang.

Ich habe sehr große Angst...Du standest vor der gleichen Entscheidung...

In Liebe und Achtung

Karin

 

 

 

Trauer und Würde

28.04.2024 um 15:06 Uhr

Liebe Mama

vor 2 Jahren:

Die Glocken läuteten für Dich, mit Heinz fuhren wir zur Kirche.

Schon zu diesen Zeitpunkt wurde Heinz der Zugang zu Deiner Wohnung und das Betreten Deines noch wunderschönen Gartens verboten.

Ich durfte die Pflanzen nicht mehr gießen...

Vor der Kirche standen diese Leute und unterhielten sich lebhaft über eine Ausstellung dieses van Hagen und Basketball...

Es war ehrlos und entwürdigte Dich...Ich und Marcel waren fassungslos und gingen in die Kirche, setzten uns vor Dein aufgestelltes Bild.

Du wolltest ihnen noch soviel sagen.. Du hast unter Ihrer Gleichgültigkeit so sehr gelitten, bestimmt oft alleine geweint... indem ich das hier schreibe habe ich das Gefühl dies in Deinem Sinne zu tun und Dir damit Würde zu geben.

Ich möchte Dein armseliges Rasengrab was außer Heinz niemand besucht, besuchen und Blumen auf Deine Grabplatte legen!

Ich bin 500 km weit weg weil der Hausverkauf vermutlich schon vor Deiner Beerdigung für sie feststand, der Ton mir gegenüber wurde drohend...

Thalfanger Interessenten wurden geblockt...

Ich sollte einen Vertrag unterschreiben, bis spätestens Datum mit Marcel ausgezogen zu sein - "wie lange brauchst Du - 2 Monate?" - den lauernden Blick dieses Herrn bei dieser "Frage" vergesse ich nie...

Man gab uns nicht die Zeit eine Wohnung zu finden, wo Thalfang erreichbar gewesen wäre - und um nicht auf der Straße zu sitzen, mußten wir weit weg ziehen, dahin, wo wir uns fremd fühlen aber der Wohnungsmarkt nicht angespannt ist.

Das Dir der Vertrag mit einem Wohnrecht für mich so wichtig war, sagt mir, daß Du das geahnt hast -  würdest Du den ganzen Ablauf dieser Geschehnisse wissen - ich weiß, es würde Dir das Herz zerreißen...

Ich werde diese Geschehnisse wohl nie "aufarbeiten" aber mittlerweile bin ich soweit, daß ich mich für diese Menschen in Grund und Boden schäme, wenn ich an Dich denke.

Du hast Dir immer Einigkeit gewünscht - ich glaube Du würdest es gut verstehen, daß es Menschen gibt, die mir in ihrem Charakter mehr als fremd sind die ich in ihrem Tun aufs tiefste verurteilen muß, weil Du meine Mutter warst und bist!

Morgen fahre ich nach Berlin zur MRT-Untersuchung das Ergebnis wird die OP sein, die ich nicht mache - solange ich das überlebe bist Du nicht vergessen.

Im Dom in Berlin werde ich Kerzen für Dich anzünden und Deiner Gedenken

In Achtung vor Dir und in Liebe

Deine Tochter

 

Trauer und Heimweh

23.04.2024 um 12:28 Uhr

Liebe Mama

vor 2 Jahren - der Pfarrer war da, am 29. April würde Deine Trauerfeier in der Kirche sein.

Am 16 April hast Du für immer Deine Augen geschlossen - jeden Tag habe ich für Dich eine Kerze angezündet, in Trier im Dom und der Matthiasbasilika, in der Kirche in Thalfang.

Ich bin froh, darüber, daß Marcel und Heinz in dieser schweren Zeit für mich da waren - die Angehörigen waren es nicht...

Schon zu diesem Zeitpunkt stand der Verkauf Deines Hauses fest...

Bei Deiner Trauerfeier setzten die Angehörigen sich in der Kirche auf die andere Seite...ich saß mit Marcel alleine auf der Kirchenbank vor Deinem aufgestellten Bild, auf der Bank hinter uns saß Heinz.

Auf dem Friedhof wurde ich auf das auffällige Verhalten der Angehörigen angesprochen...

Auf dem Weg von der Kirche zum Friedhof, wo man normalerweise still ist, wurde sich lebhaft unterhalten und gelacht, es war so ehrlos...ich mußte Marcel davon abhalten diese Menschen zur Ruhe zu ermahnen...es war der schwerste und traurigste Weg meines Lebens.

Zuhause hatte ich in Deinem Wohnzimmer den Tisch festlich gedeckt, mit Blumen, Kerzen und einem gerahmten Foto von Dir.

Deine Lieblingsmusik sollte leise im Hintergrund laufen - ich hatte Kuchen gekauft... die Angehörigen kamen nicht...ich saß mit Marcel und Heinz alleine am Tisch -  sie hatten ja so große Angst davor, daß ich und Marcel nicht umgehend ausziehen würden...

Seiner Mutter nicht diese letzte Ehre beim Trauerkaffee zuhause, dort wo sie lebte, zu erweisen ist sehr schlimm...

Ich werde dies nie vergessen...

In Achtung und Liebe

Karin

 

Paradies

16.04.2024 um 22:58 Uhr von Karin

Liebe Mama

heute vor 2 Jahren bist Du für immer eingeschlafen - ich bin sehr traurig.

In einem Buch hast Du Deine Vision im Koma - Autounfall 1987 aufgeschrieben

"Meine Vision - 3 Wochen Koma - ständig Sonne, immer warm, wunderschöne Blumen, glückliche Menschen, alle freundlich und hilfsbereit - nachts wurde das Haus mit Hilfe von grünen Ruderpflanzen über den riesigen See durch den hohen Berg gerudert. Die Sonne war wieder da. Wurde es dämmrig, wurde zurück gerudert, dadurch ewig Tag - ständig Sonne"

Ich hoffe, daß Du jetzt dort bist und glücklich sein kannst.

Für immer in meinem Herzen denke ich in Dankbarkeit an Dich.

In Liebe

Karin

 

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