Über den Trauerfall (3)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Hubert Martini, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Trauerrede vom 02.07.2016
04.07.2016 um 11:11 Uhr von DirkIch habe mich entschieden, meine Rede von der Beerdigung hier zu veröffentlichen. Ich möchte damit allen, die sich in diesen Tagen mit uns verbunden fühlen, etwas zurückgeben.
Seien Sie unseres tief empfundenen Dankes versichert.
Dirk Martini
Liebe Freunde, liebe Trauergäste,
wir haben uns heute hier eingefunden, um Abschied zu nehmen von meinem Vater Hubert Martini, der letzte Woche Freitag viel zu früh und für uns alle nur schwer fassbar verstorben ist.
Wie Ihr wisst, war mein Vater schwer krank – er und wir wussten schon länger, dass er nicht mehr lange leben würde. Und wie mein Vater war, nahm er dies zum Anlass, Dinge zu regeln und zu ordnen. Eines dieser Dinge war die Gestaltung seiner Beisetzung hier im Ruheforst Losheim. Die Grabstelle wurde ausgesucht und der Ablauf besprochen. Er war ein Organisator bis zuletzt – wir, die ihn kannten, wissen, dass er das schon immer war.
Ein wichtiger Punkt dabei war natürlich, wer zum Abschied einige Worte sprechen könnte. Er wünschte sich mich für diese Aufgabe, was bei der Anzahl seiner Kinder nicht völlig überraschend kam. Und so bereitete ich mich darauf vor, während ich ihn gemeinsam mit meiner Mutter, meiner Frau und meinen Kindern auf seinem von der Krankheit vorgezeichneten Weg begleitete. Er sagte mir immer: „Sei nicht zu ernst, aber sei ehrlich! Du sollst ruhig sagen, was für Dinger ich gedreht habe“. Einige von diesen Dingern hatte ich schon auf der Agenda – aber dann kam das mit Abstand Größte davon: Seine Traueranzeige im Trierischen Volksfreund!
Seit deren Veröffentlichung am vergangenen Mittwoch ist eine Dynamik entstanden, die für uns alle nicht zu erfassen ist – vielleicht noch nicht, vielleicht nie. Sicher weiß ich hierüber nur zwei Dinge:
Erstens: Das hätten mein Vater und wir uns nie vorstellen können!
Zweitens: Meine ursprünglich geplante Rede passt nicht mehr …
Deswegen werde ich nun aus naheliegenden Gründen nicht die Lebensgeschichte meines Vaters erzählen, sondern Bezug auf die mehr als 125.000 Klicks auf seiner Trauerseite nehmen, auf die Artikel in den Onlinemedien, auf das unfassbare öffentliche Interesse, das diese Anzeige ausgelöst hat.
Viele Menschen glauben, dass jene, die verstorben sind, überall um uns herum sind.
Ich gebe zu, dass ich mir das so nicht vorgestellt habe …
Es ist schlichtweg unglaublich, welche Anzahl an positiven Rückmeldungen und Ausdruck echter Anteilnahme wir zurzeit erfahren. Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen Menschen, die sich angesichts des Verlustes unseres Ehemannes, Vaters und Opas mit uns verbunden fühlen. Auch und gerade, obwohl sie ihn nicht kannten, obwohl sie nur eine Anzeige, ein Statement, aber nicht den Menschen dahinter kennen oder kennenlernen werden können. Mein Vater hat hier offensichtlich einen Nerv getroffen, Menschen auf eine Art berührt, wie er es als Lebender weder versucht noch erreicht hätte.
Viele teilen im Moment ihre eigene Trauer mit uns – es geht also nicht nur um Hubert Martini. Jede und jeder haben schon geliebte Menschen verloren – und hatten in Ihrem Schmerz nicht die Aufmerksamkeit und Anteilnahme, die uns nun zuteilwird. Deswegen nehmen sie das außergewöhnliche Interesse zum Anlass, ihre eigenen Verluste zu betrauern. Sie sind herzlich dazu eingeladen, auf der Gedenkseite meines Vaters virtuelle Kerzen zu entzünden, die dann auch für ihre Verstorbenen leuchten.
Sicher - es gibt kritische Kommentare, die weniger schön sind, aber erstens sind diese deutlich in der Minderheit und zweitens hatte ja auch mein Vater, wie wir aus der Anzeige wissen, nicht nur eine Abneigung gegen stark riechende Lilien, sondern im Leben wie im Tod auch mal mehr, mal weniger kräftig ausgeteilt. Dass dies nicht jedem gefällt, ist verständlich. Aber wir haben ihm mit der unveränderten Veröffentlichung seinen letzten Willen erfüllt – dies war für uns keine Frage.
Wie ich bereits sagte: Mein Vater hat sicher weder mit dieser Resonanz gerechnet, noch sie bezweckt … wer von Euch das so vorausgesehen hätte, dürfte für mich jederzeit einen Lottoschein ausfüllen!
Aber er hätte nichts gegen eine Diskussion gehabt:
Wie geht man mit Tod und Sterben um?
Wie wichtig ist es, sich damit bereits zu Lebzeiten zu beschäftigen?
Ist es in Ordnung, eine solche Anzeige zu schreiben?
Ich habe zu all dem eine Meinung, aber keine allgemeingültige Antwort, da dies naturgemäß immer eine individuelle Bewertung ist. So möge das jeder für sich beurteilen – und jeder Entscheidung, wie auch immer sie ausfällt, gebührt Respekt.
Apropos individuell: Das ist im Gegensatz zu diplomatisch ein Attribut, welches meinen Vater treffend charakterisiert.
Ein weiteres wäre: konsequent. Jeder, der ihn kannte, weiß, dass er diese Konsequenz bereits zu Lebzeiten kultivierte. Er brauchte nicht sein eigenes Ableben, um reinen Tisch zu machen – der war schon vorher abgedeckt, abgewischt und abgetrocknet.
Insofern danke an meinen Vater für seine gesamte Persönlichkeit mit all ihren Facetten, für alle Höhen und Tiefen, die wir gemeinsam erlebt haben und die das Leben eines jeden von uns eben ausmachen.
Danke an alle, die seine Anzeige zum Anlass nehmen, sich Gedanken zu machen und uns über vielfältige Rückmeldungen daran teilhaben lassen.
Ganz besonders tief empfundenen Dank an alle uns nahestehenden Freunde und Bekannten, die uns nach dem Tod meines Vaters und beim Verarbeiten dessen Begleiterscheinungen beistehen.
Dennoch – und auch das ist konsequent: Wir würden darum bitten und uns darüber freuen, nach dieser Beisetzung wieder zur Normalität zurückkehren und den Tod eines geliebten Menschen in Ruhe und Frieden betrauern zu können – so wie das sicher jeder wollen würde.
Es gibt nichts mehr zu erfahren, was die Handlung voranbringt. Die Geschichte meines Vaters ist geschrieben – er hat sich wahrlich einen überraschenden Schluss ausgesucht. Belassen wir es dabei.
My Way von Frank Sinatra in der deutschen Übersetzung
04.07.2016 um 11:00 Uhr von DirkUnd jetzt naht das Ende,
Und vor mir liegt der letzte Vorhang.
Mein Freund, ich stelle klar,
Und lege meinen Fall, dessen ich mir sicher bin, dar:
Ich habe ein erfülltes Leben gelebt.
Ich habe so ziemlich jede Erfahrung gemacht,
Und mehr, viel mehr als das:
Ich hab's auf meine Art getan.
Bereut habe ich einiges -
Aber dann auch wieder zu wenig, um es zu erwähnen.
Ich tat, was ich tun musste,
Und habe alles, - ohne Ausnahme - , zu Ende gebracht.
Ich plante jedes Vorhaben
sorgfältig, bis ins Detail.
Und mehr, viel mehr als das:
Ich hab's auf meine Art getan.
Ja, es gab Zeiten -
Ich bin sicher, das hast du gemerkt -
Da habe ich mich übernommen.
Aber dennoch, wenn ich auch an manchem zweifelte -
Ich hab's geschluckt und dann ausgespuckt.
Ich habe mich allem gestellt,
Blieb standhaft,
Und tat es auf meine Art.
Ich habe geliebt, habe gelacht und habe geweint.
Ich hatte auch genug an Niederlagen wegzustecken.
Und jetzt, wo die Tränen verflogen sind,
Kann ich sogar darüber lachen.
Mir vorzustellen, dass ich all das getan habe -
Da sage ich - wenn ich darf - gar nicht mal schüchtern:
'Oh nein, oh nein, ich doch nicht.
Ich hab's auf meine Weise getan.'
Denn: Was ist ein Mann, was hat er denn schon?
Wenn nicht sich selbst, so hat er nichts.
Das zu sagen, was er wirklich fühlt,
Und nicht mit den Worten eines dessen, der kniet.
Die Bilanz zeigt: Ich habe einstecken müssen -
Aber ich hab' es auf meine Weise getan.
Ja, auf meine Weise.